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Home / Poetry R. M. Rilke / Poetry / Interviews - Letters to Editor / FAZ: Zentrum gegen Vertreibungen


 

 

Zentrum gegen Vertreibungen / Interview mit Frau Gesine Schwan

FAZ 5 April.04, page 8

Als Mitglied des Beirats des Zentrum gegen Vertreibungen finde ich die Äusserungen von Frau Gesine Schwan bezüglich des Zentrums unglücklich und die persönlichen Invektiven gegen Frau Steinbach unpassend und befremdend.

Zunächst geht es dem Zentrum darum, die Tragödie von allen Vertreibungen bzw. ethnischen Säuberungen in Europa des 20. Jahrhunderts zu dokumentieren, um sie besser zu verstehen, um künftige Vertreibungen überhaupt wo in der Welt vermeiden zu helfen, sowie auch, um den Opfern von Vertreibungen eine gewisse moralische Anerkennung bzw. historische Gerechtigkeit zu gewähren. Hier geht es um die gleiche Würde der Opfer, denn es gibt keine politisch korrekten und inkorrekten Opfer, sondern nur Menschen, die gelitten haben und noch leiden. So der erste UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Jose Ayala Lasso, an die deutschen Vertriebenen am 28. Mai 1995 anlässlich der Gedenkstunde „50 Jahre Vertreibung“ in der Paulskirche zu Frankfurt, in Anwesenheit von Frau Steinbach:

„Das Recht, aus der angestammten Heimat nicht vertrieben zu werden, ist ein fundamentales Menschenrecht ... Ich bin der Auffassung, dass, hätten die Staaten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges mehr über die Implikationen der Flucht, der Vertreibung und der Umsiedlung der Deutschen, nachgedacht, die heutigen demographischen Katastrophen, die vor allem als ethnische Säuberungen bezeichnet werden, vielleicht nicht in dem Ausmass vorgekommen wären ...Aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ist mit Ehrfurcht zu gedenken, denn jedes einzelne Menschenleben ist wichtig. Es gilt, sich stets für die dignitas humana einzusetzen.“ *

Als amerikanischer Beobachter der deutsch-polnischen Debatte, finde ich, dass, während sich die Deutschen ihre Geschichte gestellt haben, und als Konsequenz moralische und erhebliche materielle Wiedergutmachung geleistet haben, die grosse Mehrheit der polnischen Historiker, Politiker und civil society, dies überhaupt nicht getan haben oder gerade jetzt damit anfangen. Das Niveau vieler polnischen Diskussionsbeiträge bewegt sich heute noch – leider - auf dem Niveau kommunistischer Schimpfungen der 60er Jahre.

Das Zentrum gegen Vertreibungen bietet schliesslich auch ein allgemeines Forum für Begegnung, aufrichtiger Diskussion und Annährung. Ich bin überzeugt, dass früher oder später, dieses Angebot angenommen werden wird.

* Text in de Zayas, Heimatrecht, S. 285-87.

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