Dankesrede anlässlich der Verleihung der BdV-Plakette für Verdienste um das Selbstbestimmungsrecht der Völker, Berlin 6 September 1997
Sehr verehrte, liebe Frau Steinbach
Sehr geehrte Mitglieder des Präsidiums des BdV
Meine sehr verehrten Damen und Herren !
Als Sie die Liebenswürdigkeit hatten, mich für diese große Ehre vorzuschlagen, habe ich lange darüber nachgedacht, ob ich sie eigentlich annehmen dürfe. Ein unabhängiger Wissenschaftler soll forschen und schreiben, nicht um nach Applaus oder Ehrungen zu schielen, sondern um der Gerechtigkeit und der geschichtlichen Wahrheit ein wenig zu dienen, Außerdem habe ich als Adressatenkreis meiner Schriften stets und vor allem die Amerikaner angesehen - meine eigenen Landsleute also -, dies, nachdem ich in Harvard Geschichte studierte und dabei nichts, aber gar nichts über die Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat erfahren hatte. Aus der Enttäuschung über meine Lehrer, über ihr Unverständnis oder gar ihre Arroganz, erwuchs mein wissenschaftliches Interesse und meine Neugierde. Ich glaubte, die Tragödie der Vertreibung von 15 Millionen Menschen sei ein zu wichtiges Thema, um ignoriert oder tabuisiert zu werden. Im Übrigen hegte ich die Hoffnung, dass eine rigorose Aufklärung der politischen Weltöffentlichkeit über diese Vertreibung dazu beitragen werde, den folgenden Generationen der Menschheit ein ähnliches Schicksal zu ersparen. Leider - wir wissen es alle - war es eine vergebliche Hoffnung, denn wir mussten und müssen erfahren, dass auch heute Menschen weiterhin Opfer von erbarmungsloser Vertreibungen, sog. ethnischer Säuberungen, werden.
In Hinblick auf die menschenrechtlichen Implikationen von Vertreibungen und auf die Notwendigkeit einer Kodifizierung des Rechtes auf die Heimat halte ich die Vergabe einer Plakette in Namen des Selbstbestimmungsrechts der Völker für sinnvoll und aktuell. Es geht darum, in aller Offenheit und Klarheit zu unterstreichen, was bereits der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte 1995 in der Paulskirche feststellte, dass nämlich das Recht auf die. Heimat ein fundamentales Menschenrecht ist, und dass Vertreibungen völkerrechtswidrig sind. Dies hat übrigens auch der UNO-Sonderberichterstatter der Menschenrechtskommission unlängst in seinem Abschlussbericht bestätigt und bekräftigt. Eine diesbezügliche Erklärung könnte bereits 1998 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet werden.
Dem BdV gebührt der Dank und die Anerkennung der Welt, zumal sich die Vertriebenen stets in friedlicher Weise für die Menschenrechte und für die Verwirklichung des Rechtes auf die Heimat eingesetzt haben. Seit der Verkündung der Charta der Deutschen Heimatvertriebenen haben die Vertriebenen und insbesondere der BdV ein beachtenswertes Beispiel für die Welt gesetzte ein Beispiel das des Friedensnobelpreises würdig wäre.
Schließlich möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie mich in eine Reihe mit Gelehrten wie Gottfried Zieger, Gotthold Rhode, Boris Meissner, Otto Kimminich und Dieter Blumenwitz gestellt haben, von denen ich viel gelernt habe. Es ist mir eine besondere Ehre, zusammen mit diesen großen Wissenschaftlern genannt zu werden.